Herr S. – Manager Kundenservice

Ich habe 2006 mit meiner Frau das Seminar am Chiemsee besucht. 2006 arbeitete ich unter einem Chef, der nicht gerade der Prototyp einer Führungskraft war. Meine Kollegen gerieten ständig mit ihn aneinander, mich hat diese Situation auch permanent gestresst. Nach FreeSpirit konnte ich damit wesentlich besser – entspannter – umgehen und freute mich (öfter als vor dem Seminar) über freie Parkplätze und weniger Staus. Dann passierte beruflich eine Weile nichts spektakuläres. Die Geburt unseres Sohnes war ereignisreich (im Geburtshaus begonnen und am Ende per Kaiserschnitt in der Klinik nach 26 Stunden geboren…) und wir glücklich.

Im Januar 2008 fanden wir dann unser Haus; bezahlbar UND im S-Bahn-Bereich. Selbst der Makler war überrascht! Er meinte aber, der Vorbesitzer ist nicht unbedingt auf Geld angewiesen. (Später stellte sich heraus, dass der Vorbesitzer beruflich so erfolgreich war, dass der Preis des Hauses für ihn zu den viel beschriebenen „Peanuts“ gehört…)

Im gleichen Jahr bewarb ich mich intern auf eine Stelle in einer anderen Abteilung, deren aufgaben mich stark interessierten, mir neue Wege zu zeigen versprachen und dennoch stark verwandt zu meiner alten Verantwortung ist; der neue Chef hätte mich gerne sofort eingestellt, aber das ging nicht, denn er wollte Kenntnisse in einer speziellen Software, die ich nicht hatte. Also kam die Ablehnung mit der Begründung. „Schade!“, dachte ich, „Wenn bloß diese blöde ANFORDERUNG NICHT WÄRE…! Dann hätte ich die Stelle, wäre weg von dem komischen Chef, endlich bei einer tollen Abteilung!“

Nicht mal ein Jahr später gab es dramatische Veränderungen, im Management wehte unverkennbar ein neuer Wind, mit neuem Managervokabular wie „Bullshit“, „Fuck You!“ und Co. Ein wirklich reizender Führungsstil…! Und für mich so inspirierend, dass ich einen Bekannten, der in leitender Position bei einem Unternehmen auf der anderen Straßenseite arbeitete, angeschrieben habe, ob er mich brauchen könnte.

Nach einem informellen Vorgespräch und dem Zusenden eines Lebenslaufes hatte ich ein Bewerbungsgespräch: In Jogginghose, T-Shirt und Baumwolljacke. Und mit Krücken, nachdem ich mir Ende Januar das Sprunggelenk gebrochen hatte. Vier Wochen und ein weiteres Gespräch später hatte ich die Zusage und viele neue Aufgaben. Neben einer kultivierten Führung hatte dieser Wechsel noch ein paar angenehme Zusatzeffekte: die kürzere Regelarbeitszeit eingerechnet ein Drittel mehr Gehalt, das sogar noch über eigentlichen Forderung lag und Freizeitausgleich für meine Überstunden!

Da überall an der Kostenschraube gedreht wird, geht das auch an unserer Firma nicht vorüber. Also wurde mit den Gewerkschaften neu verhandelt, mit dem Ergebnis, dass alle Mitarbeiter mit Tarifvertrag in den sauren Apfel beißen müssen. Das bedeutet für mich knapp 10% weniger im nächsten Jahr… Und diese Nachricht nach erst 4 Monaten der Zugehörigkeit.

Ich überlegte mir: Wie kommst Du da raus? Naja, eigentlich nur, wenn ich meinen Vertrag außerhalb des Tarifsystems (AT) ansiedeln würde. Das bedeutet zwar nochmal mehr Geld, dafür ist aber der Freizeitausgleich für Überstunden weg… Nur ein Problem: Ich hab noch nicht mal die Probezeit hinter mir… Wie sollte ich das wann bei meinem Chef sinnvoll anbringen?

Es hat sich von selbst aufgelöst: drei Tage nach der Überlegung kam der Chef von meinem Chef auf mich zu: Ich würde Deinen Vertrag gerne in einen AT-Vertrag umwandeln. Über das Wie und Wann spreche ich dann mit Deinem Chef! OK! Gehaltsverhandlung mal anders: Chef-Chef geht zu Chef um MEINEN Vertrag zu verhandeln! WOW!

Das sind die großen spektakulären Punkte; es gibt aber noch viele andere, kleine Punkte. Ich erinnere mich an eine der vielen müßigen Diskussionen mit meinem anfänglich erwähnten Chef:
Er brachte eine völlig abwegige Anforderung zu mir, in möge dies doch bitte umsetzen. Ich hatte dazu selbst eine Idee, allerdings völlig unterschiedlich zu seiner, dafür aber praktikabel und aussagekräftig. Als ich ihm meine Idee vorstellen wollte, wies er mich darauf hin, dass er der Chef sei. Daraufhin meine ich: „Weißt Du,{Anm.: den Chef zu Duzen ist bei uns üblich gewesen} Mist wird nicht deswegen ein Geniestreich, nur weil er vom Chef kommt. Aber wenn Du drauf bestehst, realisiere ich Dir gerne auch Mist!“ Türen knallend und schnaubend verließ er mein Büro. Nach zwei Minuten kam er wieder, schaute mit mir meinen Entwurf durch und wir bauten aus beiden Ideen eine perfekte Datei zusammen. Vor FreeSpirit hätte ich nie so offen auf meiner Position bestanden.

Seit FreeSpirit gehe ich offen mit Kritik um, beziehe Stellung und übernehme Verantwortung. Damit renne ich bei meiner Umgebung offene Türen ein…

 

Herr S. Manager Kundenservice

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